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„Wie im Bilderbuch: eine echte Staffelei, echte Leinwand, echte Pinselführung, ein echter Kittel. Chantal Maquet malt. Und wie. Fast überall, viel und schnell.
Als wäre das ihre Art, auf der Welt zu sein, die Welt zu sehen. Dabei findet ein Teil dieses malerischen Welt-Begreifens wirklich unterwegs statt: Straßenzüge erzählen von einem Zuhause-Gefühl, von verinnerlichten Alltagskulissen, von oft gesehenen Bildern und von verborgenen Ecken in fremden Städten – vom Schanzenviertel führt der Weg über Bayern nach Madrid. Ihr Blick in den Abgrund einer Großbaustelle bleibt genauso an den dort arbeitenden Menschen hängen, wie an vielen anderen Orten: der Küche eines Sternehotels, im OP, im Gerichtssaal, auf dem Münchner Oktoberfest.

Live-Malerei nennt Chantal Maquet das, begreift es als Illustration. Speed-Malerei würde ich es nennen, mit allem Respekt: Es gibt keine Vorzeichnung, es gibt Farbe und Malgrund, die virtuose Hand und den geübten Blick. Und einen kleinen Koffer, in dem sich alles verstauen lässt. So entstehen Bilder in und aus einem mitreißendem Produktionsfluss, die ihren rasenden Entstehungsprozess bisweilen unverblümt zeigen: Striche bleiben grob, ein Handgriff ist manchmal nur angedeutet, eine Farbfläche reißt hier ab und läuft da aus. Es wird zum elementaren Bestandteil des Bildes, wenn es in manchem Fall unvollendet bleibt.

Von Postkarte bis Professor, von Baustelle bis Brot scheint zu gelten: was Zeit hat, wird mit Zeit gemalt. Was still hält, bekommt Details. Ein derart selbstverständlicher Umgang mit Material und Aufmerksamkeit ist nicht nur verblüffend ökonomisch, pragmatisch und charmant, sondern vor allem im malerischen Ergebnis interessant.“

Mirjam Bayerdörfer, Vorsitzende des Neuen Saarbrücker Kunstvereins, beschreibt Chantal Maquets Arbeitsweise.

Auszug aus dem Text „Der Mensch als Bild seiner selbst“ erschienen im Begleitkatalog des Stipendienprogramms ArtMix7.